Geschichte
Musikgesellschaft 1862
Im Winter 1862 fanden sich in Triesen fünf junge Männer zusammen, mit der Absicht, eine Blaskapelle zu gründen. Böhmische Blaskapellen, die zu jener Zeit häufig im Lande weilten, um bei Festen, Märkten oder Hochzeiten aufzuspielen, hatten sie dazu motiviert. Sicher reizte auch der Wetteifer mit der Nachbargemeinde Triesenberg, wo schon 1857 eine erste Blaskapelle, die allerdings nur kurze Zeit bestand, gegründet wurde. Der Volksschullehrer und Organist Franz Joseph Oehri leitete die Gruppe. Der Theologiestudent Florian Kindle, der auch ein sehr begabter junger Musiker war, schrieb für sie Arrangements von über 60 Tänzen, kleinen Konzertstücken und Kirchenliedern und komponierte auch selbst eine ganze Reihe von Stücken. Am 25. März 1863 hatte die «Musikgesellschaft Triesen» ihren ersten Auftritt.
Der Ruf der Kapelle verbreitete sich sehr schnell. Sie spielte in der eigenen Gemeinde Triesen bei kirchlichen Anlässen und Dorffesten, vor allem aber bei Tanzveranstaltungen. Bald trat sie auch in Vaduz, Schaan und den anderen liechtensteinischen Gemeinden auf und gab durch ihr, in vielen Berichten gelobtes Spiel, den Anstoss zu Gründungen von Musikvereinen in Vaduz, Schaan, Mauren und Eschen. Gelegentlich wurde die Kapelle bis nach Lindau und andere Ortschaften rund um den Bodensee sowie in die benachbarte Schweiz geholt. Über viele Jahre hinweg übte der Musikverein die Doppelfunktion von Dorfmusik und Tanzkapelle aus.
D'Rischa Mosig
1875 musste der Verein wegen Abgängen von Mitgliedern die Tätigkeit einstellen. Aber schon drei Jahre später rief der Webermeister Jakob Bösch die Kapelle wieder ins Leben. Das jüngste und auch eifrigste der sechs Mitglieder war Alois Risch (1861 – 1954) der dann ab 1888 das Dirigentenamt übernahm und dieses bis 1921 ausübte. Nach ihm wurde die Kapelle «d’Rischa Mosig» genannt. Sie war im weiten Umkreis die bekannteste und beliebteste Tanz- und Unterhaltungskapelle.
Fahnenweihe 1904
Anfangs der 1890er Jahre trat der Musikverein Triesen dem St.Galler Oberländer Musikverband bei. Mit 21 Mitgliedern nahm er am 8. Mai 1898 erstmals an einem Musikwettkampf in Werdenberg teil. Bei der ersten Fahnenweihe und Neuuniformierung 1904 zählte der Verein 19 Mitglieder. Da diese Formation für den Einsatz als Tanzmusik zu gross war, wurde neben dem grossen Verein fast durchgehend bis heute eine «Bauernkapelle» unterhalten, die in kleinerer Besetzung zum Tanz aufspielte. Der nachmals sehr beliebte «Buuraball» am Fastnachtmontag war ihre wichtigste Veranstaltung.
Nach dem 1. Weltkrieg
Als Folge der Kriegsgeschehnisse musste der Vereinsbetrieb im 1. Weltkrieg eingestellt werden. Die Kriegsnachwirkungen waren so gravierend, dass der Neubeginn erst 1923 unter dem neuen Vereinsname «Harmoniemusik Triesen» zustande kam. Als Dirigent wurde Hans Mähr aus Feldkirch verpflichtet. Er erwarb sich um den Verein grosse Verdienste und behielt das Dirigentenamt fast drei Jahrzehnte. 1925 wurden neue Uniformen angeschafft. Bei der zweiten Fahnenweihe im Jahr 1935 zählte der Verein 27 Mitglieder.
Die «Harmoniemusik Triesen» nahm im Kulturleben der Gemeinde immer eine dominierende Rolle ein. Er nahm regelmässig an den Musikfesten in Liechtenstein, der Schweiz und Vorarlberg teil und errang bei Musikwettkämpfen manchen Lorbeerkranz. Höhen und Tiefen wechselten sich im bewegten Vereinsleben ab. Finanzielle Schwierigkeiten, besonders in der Zeit des 2. Weltkrieges und in den Jahren danach erforderten Durchhaltewillen und Opferbereitschaft. Alois Beck, der als Es-Klarinettist dem Verein über fünfzig Jahre die Treue hielt, hat damals mehrmals die Entschädigung des Dirigenten vorgestreckt.
Neu-Uniformierung
Nach 1950 konnte sich der Verein neue Uniformen leisten und junge Mitglieder setzten eine positive Entwicklung in Gang. Vermehrt wurden Musikfeste und Wettkämpfe nun auch im weiteren Ausland besucht. 1956 wurde in Feldkirch unter dem Dirigenten Gebhard Hämmerle in der Mittelstufe ein 1. Rang erreicht. Ein Jahr später wagte man sich bereits in die Oberstufe und gewann in Spaichingen (D) ebenfalls einen 1. Rang. Die Erfolge setzten sich unter dem Dirigenten Karl Tschann (1961 – 1964) mit einem 1. Rang mit Auszeichnung beim Bundesmusikfest in Rankweil 1964 fort.
Erstmals Frauen im Verein
1964 übernahm Josef Frommelt die Leitung der Harmoniemusik Triesen. In den zwanzig Jahren seiner Dirigententätigkeit wuchs der Verein zu stattlicher Grösse an. Bei der dritten Neuuniformierung 1967 zählte man bereits 40 Mitglieder, darunter auch fünf Frauen, die zwei Jahre zuvor (gleichzeitig mit drei Frauen in Eschen) als erste Musikantinnen des Liechtensteinischen Musikverbandes in den Verein aufgenommen worden waren. Zehn Jahre später brauchte man für 45 Mitglieder Uniformen und anfangs der Achtziger-Jahre sogar für über fünfzig. 1967 wurde beim Wertungsspiel in Pfalzgrafenweiler (D) in der Oberstufe ein 1. Rang mit Auszeichnung errungen. Weitere 1. Ränge bei Wertungsspielen in der Oberstufe wurden 1975 in Eschen, 1980 in Balzers und 1984 in Trimmis erspielt.
Die HMT verändert sich
Von 1985 bis 1989 und nochmals von 1992 bis 1994 dirigierte Werner Gloor aus Buchs den Verein. Dazwischen war für drei Jahre Helmut Burger aus Vorarlberg verpflichtet. Seit 1994 leitet Gerhard Lampert aus Götzis, Lehrer für Posaune und Trompete an der Liechtensteinischen Musikschule die Harmoniemusik Triesen. Obwohl die Harmoniemusik Triesen nach wie vor eine aktive Rolle im Kulturleben der Gemeinde spielt, hat sich ihr Aufgabenbereich wesentlich verändert. Die Konkurrenz von Radio, Fernsehen, Video, CD, Tonband, Kino, Disco etc. zwingen den Verein, sich stilistisch in einem gewissen Rahmen anzupassen und über den rein musikalischen Bereich hinaus auch gesellschaftliche Aufgaben wahrzunehmen. Durch das überbordende Freizeitangebot wurde es ab der Mitte der Achtziger-Jahre auch immer schwieriger, die erfahrenen Mitglieder auf Dauer bei der Stange zu halten und Schülerinnen und Schüler zum Erlernen eines Instrumentes zu animieren.
In den letzten fünfzehn Jahren verzeichnete die Harmoniemusik Triesen ein empfindlicher Mitgliederschwund, der verkraftet werden musste. Doch durch die grosszügige Jugendförderung der letzten Jahre ist die Mitgliederzahl wieder auf 46 gestiegen.
Der Verein will seine Aufgaben in der Gemeinde als Kulturinstitution auch in Zukunft wahrnehmen. Er will allen Musikinteressierten die Möglichkeit geben, ihr schönes Hobby auszuüben und mit ihrer Musik Feste, Feiern und Gottesdienst zu verschönern. Er wird alles unternehmen, um für Jung und Alt attraktiv zu sein.
